Mit dem Bundesverfassungsgericht wurde erstmalig die Grundsanierung eines denkmalgeschützten Gebäudes mit dem „Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) in der Kategorie „Komplettmodernisierung Bürogebäude (BNB)“ erfolgreich bewertet. Am 10. Juli 2015 überreichte MinDir Günther Hoffmann, Leiter der Abteilung Bauwesen, Bauwirtschaft und Bundesbauten in Karlsruhe das Nachhaltigkeitszertifikat in Silber.
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Bundesverfassungsgericht für die Modernisierung mit dem BNB-Nachhaltigkeitszertifikat in Silber ausgezeichnet
Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe wurde als erstes Bundesbauprojekt mit dem Modul BNB „Bürogebäude Komplettmodernisierung“ nachbewertet. Für die Anwendung des Bewertungssystems im Bereich Bestandsgebäude mit Denkmaleigenschaften ist es somit ein Pilotprojekt. Das Bundesverfassungsgericht am Karlsruher Schlossplatz wurde 1962-1969 durch den Architekten Prof. Paul G. R. Baumgarten (1900-1984) geplant und gebaut. Die vielbeachteten Entscheidungen des Gerichts und das mediale Interesse machten das Bauwerk zu einem der bekanntesten öffentlichen Gebäude der Bundesrepublik. Aufgrund seiner bau- und städtebaulichen Qualitäten und seiner wissenschaftlichen sowie heimatgeschichtlichen Bedeutung erfüllt das Bundesverfassungsgericht die Kriterien eines Kulturdenkmals von besonderer Bedeutung.
Die Herausforderung bei dieser Aufgabe war es einerseits, die prägende, transparente Architektursprache als Ausdruck eines repräsentativen und offenen Verständnisses von demokratischer Rechtsprechung zu erhalten, und gleichzeitig ein zeitgemäßes, energieeffizientes und behagliches Gebäude für den nächsten Lebenszyklus herzustellen. Die Nutzung regenerativer Energien zur Kühlung mit Brunnenwasser sowie
der Stromerzeugung mit einer PV Anlage, verbunden mit einer effizienten LED Beleuchtung, sind ein ganzheitlicher Ansatz der energetischen Sanierung beim Bundesverfassungsgericht gewesen. Insgesamt unterschreitet das Gebäude nach der Komplettsanierung den Anforderungswert der EnEV 2009 an den Primärenergiebedarf für Neubauten um 33%. Für Bestandsgebäude unter Berücksichtigung der 140%-Regel sogar um 52%.
Optimaler Komfort für den Nutzer wurde unter anderem erreicht durch den Einbau von Kühldecken bzw. Coolwave-Elementen, der Verwendung ausschließlich schadstofffreier und geruchsarmer Baustoffe, von Teppichboden und schallschluckenden Abhangdecken und von perforierten Sonnenschutzlamellen. Die Bedienelemente für Sonnen- und Blendschutz, Raumtemperatur während und außerhalb der Heizperiode sowie die Steuerung von Tages- und Kunstlicht in jedem Büro steigern die Attraktivität der Arbeitsplätze. Weitere Aspekte, wie überdachte und beleuchtete Fahrradabstellplätze, Kunst am Bau und die Neugestaltung der Außenanlagen tragen ebenfalls zum positiven Ergebnis bei.
Die Herausforderung, ein denkmalgeschütztes, fast 50 Jahre altes Gebäude ausgezeichnet nachhaltig zu sanieren, würdigte jüngst auch die Bundesarchitektenkammer mit einer Anerkennung für den deutschen Architekturpreis.
Das Nachhaltigkeitszertifikat in Silber
Gebäudedaten:
Bauherr: | Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das BMUB, vertreten durch Oberfinanzdirektion Karlsruhe, Bundesbau Baden-Württemberg, vertreten durch Staatliches Hochbauamt Karlsruhe |
Fertigstellung: | September 2014 |
Architekt: | Assem Architekten, Karlsruhe |
Auditor: | ikl Ingenieurbüro Prof. Dr.-Ing. Kunibert Lennerts GmbH Dipl.-Ing. Jan Zak, Karlsruhe |
Erfüllungsgrad: | 73,3 % (Note 1,72) |